Arbeitsunfälle sind leider keine Seltenheit und können schwerwiegende Folgen für die Betroffenen und Unternehmen haben. Sowohl Wegeunfälle als auch Unfälle auf dem Betriebsgelände sind durch die Unfallversicherung abgedeckt. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche rechtlichen Vorgaben es zur Unfallanalyse gibt, welche Methoden und Werkzeuge zur Anwendung kommen, und wie der Ablauf aussieht.

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Bedeutung und Ziele der Unfallanalyse

Definition und Zielsetzung der Unfallanalyse

Eine Unfallanalyse dient der systematischen Untersuchung von Arbeitsunfällen. Im Rahmen der Untersuchung werden die Ursachen ermittelt und individuelle Massnahmen erarbeitet. Ziel ist es, künftig Unfälle zu verhindern und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu steigern.

Rechtliche Vorgaben zur Unfallanalyse

Arbeitgeber sind angehalten, Unfälle zu untersuchen und zu dokumentieren, um den gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und weitere gleiche Unfälle zu vermeiden.

Eine Unfallanzeige muss bei der Unfallversicherung eingereicht werden, wenn

  • ein Unfall zu einer Arbeitsunfähigkeit von mehr als drei Tagen oder zum Tod führt
  • eine Wegeunfall oder eine Berufskrankheit vorliegt
  • andere schwerwiegende und potenziell gefährliche Ereignisse eintreten

Der Versicherungsbetrieb sorgt dafür, dass alle erforderlichen Schritte zum Schutz der Versicherten eingeleitet werden.

Stellenwert der Unfallanalyse für die Prävention von Arbeitsunfällen

Untersuchen Firmen einen Vorfall systematisch, kommen Sie den möglichen Gründen oft schnell und zuverlässig auf die Spur. Ist die Ursache bekannt, lässt sich eine passende Lösung erarbeiten. Auf diese Weise verbessern Firmen die Sicherheit am Arbeitsplatz kontinuierlich und reduzieren das Risiko zukünftiger Unfälle erheblich.

Nutzen der Unfallanalyse für Unternehmen und Mitarbeitende

Systematische Untersuchungen helfen sowohl Arbeitgebern als auch Arbeitnehmern. Betriebe steigern durch die abgeleiteten Vorkehrungen die Sicherheit am Arbeitsplatz. Dadurch werden Ausfallzeiten minimiert, rechtliche Haftungsrisiken gemindert und zudem eine positive Atmosphäre am Arbeitsplatz gefördert. Mitarbeitende sehen und erfahren im Arbeitsalltag das zielgerichtete Engagement des Unternehmens. Dies fördert eine sicherheitsbewusste Unternehmenskultur und schützt die Mitarbeitenden vor weiteren Gefahren.

Herausforderungen bei der Unfallanalyse eines Arbeitsunfalles

Grundvoraussetzung für die analytische Betrachtung ist, dass der gesamte Ablauf am Unfalltag mit allen Details präzise dokumentiert wird. Eine systematische Auswertung der Informationen ist entscheidend, wobei die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsarzt hilfreich sein kann, um medizinische Aspekte zu berücksichtigen. Zudem müssen alle gesetzlichen Meldepflichten fristgerecht eingehalten werden, um die korrekte Unfallmeldung bei den Unfallversicherungsträgern zu gewährleisten.

Ablauf der systematischen Unfalluntersuchung

Die systematische Unfalluntersuchung umfasst bestimmte Schritte, die wir im Folgenden kurz vorstellen.

1.      Sicherung der Unfallstelle und Beweisaufnahme

Schnellstmöglich, nachdem der Unfall geschehen ist, muss die Unfallstelle abgesperrt und gesichert werden. Für die Beweisaufnahme werden alle Daten erfasst, die für die Untersuchung relevant sind, einschliesslich Fotos der Unfallstelle, Zeugenaussagen und involvierter Gegenstände, Maschinen und anderer Beweise. Zudem ist es wichtig, die Unfallkasse innerhalb der vorgeschriebenen Frist zu informieren und den Unfall korrekt zu melden, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen.
Bei schweren Ereignissen (Schwerverletzte oder Todesfälle) übernehmen die behördlichen Organe (Polizei, Staatsanwaltschaft) diese Aufgaben. Der Betrieb wird unterstützend beigezogen.

2.      Rekonstruktion des Unfallhergangs

Interviews mit Zeugen und Betroffenen helfen, den genauen Ablauf des Unfalls zu rekonstruieren. Die Rekonstruktion ist ein wesentlicher Bestandteil des gesamten Vorgangs. Sie umfasst die Untersuchung des Ortes, der Zeit, der beteiligten Personen inklusive der ausgeführten Tätigkeiten und involvierten Gegenstände. Die Ereignisse werden in der richtigen Abfolge aufgeschrieben und ggf. durch Bilder oder andere Nachweise untermauert.

3.      Ermittlung der Unfallursachen

Die Ursachenanalyse identifiziert sowohl direkte als auch indirekte Faktoren, die zum Unfall geführt haben. Es werden alle Aspekte in Betracht gezogen. Dazu gehören menschliches Versagen, technische Mängel und organisatorische Schwächen. Ziel ist es, die genauen Unfallursachen zu finden, um notwendige Schritte einzuleiten, die das Risiko eines ähnlichen Vorfalls in der Zukunft minimieren.

4.      Entwicklung von Massnahmen zur Unfallverhütung

Die Ergebnisse der Untersuchung dienen als Anknüpfungspunkte, um präventive Anpassungen gezielt zu planen und anschliessend umzusetzen. So sollen ähnliche Unfälle in der Zukunft verhindert werden. Zu den Massnahmen zählen sowohl technische als auch organisatorische Änderungen sowie Schulungen und Unterweisungen der Mitarbeitenden.

5.      Dokumentation und Kommunikation

Alle Schritte einschliesslich der ordnungsgemässen Meldung müssen sorgfältig dokumentiert und die Ergebnisse an die relevanten Stellen innerhalb und ausserhalb des Unternehmens kommuniziert werden. Eine gründliche und vollständige Dokumentation stellt sicher, dass alle erarbeiteten Gegenmassnahmen nachvollziehbar sind und zukünftige Präventionsstrategien darauf aufbauen können. Zudem ermöglicht ein solches Vorgehen jederzeit eine transparente Kommunikation der Ergebnisse an alle betroffenen Mitarbeitenden, Führungskräfte oder behördliche Organe. Auch Jahre später ist es so möglich, anhand der erstellten Dokumentationsunterlagen die damalige Situation erneut heranzuziehen, sei es, um die Einhaltung der einst getroffenen Verbesserungsmassnahmen zu prüfen oder die ursprünglichen Hintergründe zu erfahren.

Methoden und Werkzeuge zur Unfallanalyse

Sie können verschiedene Herangehensweisen wählen, um ein Unfallgeschehen zu untersuchen. Wir stellen Ihnen die wichtigsten Methoden vor.

5-W-Methode (Was, Wo, Wann, Wer, Wie)

Die 5-W-Methode ist ein effektives Werkzeug zur Ursachenermittlung. Sie stellt sicher, dass alle relevanten Aspekte systematisch durchgegangen und erfasst werden, indem folgende Fragen beantwortet werden:

Grafik: Zusammenfassung der "5-Why-Methode"

Was ist passiert?

Wo ist es passiert?

Wann ist es passiert?

Wer war beteiligt?

Wie ist es passiert?

Diese strukturierte Herangehensweise stellt sicher, dass Sie das gesamte Geschehen umfassend aufnehmen und bearbeiten können.

Fehlerbaumanalyse

Die Fehlerbaumanalyse ist eine visuelle Methode, um die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ursachen eines Unfalls darzustellen.

Grafik: Darstellung des Ursachenbaums

Die Methode beginnt mit dem Unfallereignis an der Spitze des Baums und verzweigt sich in alle möglichen Fehlerquellen und Ursachen. Jede Verzweigung stellt eine mögliche Ursache oder Bedingung dar, die zum Unfall beigetragen haben könnte.

Ursachen-Wirkungs-Diagramm

Das Ishikawa-Diagramm, auch bekannt als Ursachen-Wirkungs-Diagramm, visualisiert die Hauptursachen eines Problems.

Grafik: Darstellung des Ishikawa-Diagramms

Das Diagramm besteht aus einem zentralen Pfeil, der das Problem darstellt und von dem mehrere Äste ausgehen. Diese repräsentieren Kategorien von Ursachen wie Mensch, Maschine, Methode, Material, Umwelt und Management. Unter jeder Kategorie werden spezifische Ursachen aufgeführt, die das Problem beeinflussen können.

Systematische Fehleranalyse (STEP)

Die systematische Fehleranalyse (Engl. Sequentially Timed Events Plotting, kurz STEP) untersucht Unfälle durch die detaillierte Betrachtung von Ereignisabläufen und Interaktionen zwischen Mensch, Maschine und Umwelt. Sie nutzt ein schrittweises Vorgehen, um Fehlerquellen zu identifizieren. Dabei werden Ursachen, Auswirkungen und Wechselwirkungen ermittelt.

Software zur Unfalldatenerfassung und -analyse

Mit iManSys haben Sie eine moderne Softwarelösung zur Hand, die Sie bei der Arbeit rund um die Datenerfassung, Analyse und Auswertung unterstützt. Auch hilft sie bei der Entwicklung und Umsetzung präventiver Massnahmen.

Checklisten und Fragebögen

Standardisierte Checklisten und Fragebögen dienen als Leitfäden, um alle relevanten Aspekte eines Unfalls systematisch durchzugehen und zu erfassen. Sie stellen die umfassende Aufnahme der Daten sicher und bilden den Rahmen für die weitere Bearbeitung.

Unfallanalyse zum Arbeitsunfall – so geht’s digital

Die Digitalisierung bietet zahlreiche Vorteile: Sie ermöglicht eine effiziente Datenerfassung, eine schnelle Auswertung und eine einfache Kommunikation der Ergebnisse an alle Beteiligten. Mit unserer Software-Lösung iManSys wickeln Sie den gesamten Prozess der Unfallanalyse in Ihrem Unternehmen digital ab und optimieren Ihre Präventionsstrategien kontinuierlich.

Die digitale Bearbeitung spart Zeit und Ressourcen und bietet eine hohe Genauigkeit und Nachvollziehbarkeit. Durch den Einsatz moderner Technologien können Unfälle besser verstanden und zukünftige Risiken minimiert werden. Auch die fristgerechte Einhaltung der Meldepflicht wird durch iManSys vereinfacht. Auf diese Weise lassen sich alle Anforderungen rechtssicher und vollständig erfüllen.

Mit iManSys haben Sie eine moderne Softwarelösung zur Hand, die Sie bei der Arbeit rund um die Datenerfassung, Analyse und Auswertung unterstützt. Auch hilft sie bei der Entwicklung und Umsetzung präventiver Massnahmen. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, schauen Sie sich unsere Software-Welt „Risken & Gefährdungen“ an!

Der Einfachheit und besseren Lesbarkeit halber wird im Text das generische Maskulinum verwendet – gemeint sind damit immer alle Geschlechter.

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